
Ein Blick auf die Geschichte der Eisenbahn- und Modellbau- Freunde St. Gallen (EMF) und unser Hobby im Allgemeinen:
Die Situation vor der Vereinsgründung
Die Anfänge unseres Hobbys verliefen in den 1930er Jahren etwa überall gleich: da waren Männer, die am Bahnhof standen und sich für die Grosstraktion begeisterten, gar auch Fotos oder Filme davon machten. Da waren Männer, die zuhause im Keller Pläne zeichneten und an möglichst massstabsgetreuen Modellen bastelten. Und sie alle taten dies heimlich, da zu jener Zeit eine Modellbahn noch viel eher als Kinderspielzeug denn als ernsthafte Männerbeschäftigung galt. Man wollte sich ja nicht dem Spott der Leute aussetzen.
Kaum etwas Brauchbares, oder höchstens Einzelteile dazu, waren im Handel erhältlich – sieht man von eben diesen „Kinderspielzeugen“ ab – und der Modellbauer war darauf angewiesen, sich seine Wunschmodelle so vorbildgetreu wie möglich selber zu bauen. Dabei war auch die Beschaffung von Informationen und Plänen (weit vor dem Internet-Zeitalter) als Schwierigkeit zu berücksichtigen. Man möge dies alles nicht falsch verstehen: die historischen Spielzeugeisenbahnen haben einen sehr grossen Reiz (und stellen heute oftmals auch einen hohen Wert dar), aber in der Zwischenkriegszeit kam unter Freizeit-Modellbauern in vielen Bereichen verstärkt der Wunsch auf, das Vorbild richtig und massstäblich, das heisst: ohne Kompromisse und Vereinfachungen abzubilden. Aber auch das, was wir heute „Hobby-Raum“ nennen und früher eine Werkstatt oder ein Anlagen-Lokal war, konnten sich die Meisten damals gar nicht leisten. Ein Zusammengehen und Erfahrungsaustausch von Männern, die die gleiche Leidenschaft antrieb, war also nur logisch und wünschenswert.
Einige Gleichgesinnte aus unserer Stadt und Umgebung trafen deshalb irgendwann zusammen, führten Treffen, Diskussionen und Besichtigungen durch, und um 1937 fuhren mehrere St. Galler und Ostschweizer Bahnfreunde unter Führung von Herrn E. Obermayr regelmässig nach Zürich, wo bereits (nebst Basel und Bern) ein Verein für Eisenbahnfreunde existierte: der SEAK. Als Fernmitglied nahm man an dessen Versammlungen und Veranstaltungen teil und tauschte sich rege aus. Doch bald wurde der Wunsch nach einem eigenen Verein in der Ostschweiz – konkret in der Stadt St. Gallen – wach. Die damals noch um einiges längere Fahrzeit mit dem Zug oder gar Automobil spielte dabei wohl eine entscheidende Rolle. Es fanden zuerst einmal freie Zusammenkünfte statt, zuerst im Hotel „Rhein“, dann im „Stadtbären“ – beide sind heute längst verschwunden. Als die Zahl der Interessenten um 1938 einen Bestand von bereits über zwanzig erreicht hatte, hielt man den Zeitpunkt für gekommen, sich von Zürich zu lösen und auch in St. Gallen auf eigenen Beinen zu stehen.
Die Gründung der EMF St. Gallen
Am 9. Januar 1939 wurde im Restaurant „Traube“ in St. Gallen – nach der eben erwähnten Vorgeschichte – die Gründungsversammlung abgehalten und Ernst Schucan zum ersten Präsidenten gewählt. Herr Obermayr wurde zum Kassier erkoren und Dr. Otto Werder mit dem Aktuariat betraut. Die EMF St. Gallen waren der vierte Verein seiner Art in der Schweiz, nach dem SEAK in Zürich (1933), dem MCB in Basel (1935) und dem SMEC in Bern (1936).
Für Diskussionen sorgte – und darüber darf man heute durchaus schmunzeln – die Namensgebung, da man ursprünglich den Verein „Eisenbahn-Bastler-Klub“ nennen wollte, was allerdings zu wenig ernsthaft tönte (man wollte sich ja explizit vom Spielzeugcharakter abgrenzen). So löste dies heftige Proteste aus Bern (!) aus, aber natürlich nicht von der Landesregierung, sondern vom dort ansässigen Verein SMEC. Dieser brachte eine Klubzeitung (eigentlich die Vorgängerin des heutigen «Eisenbahn Amateur») heraus, der sich auch die St. Galler anschliessen wollten. Der Namensvorschlag wurde also von den Bernern glattweg abgelehnt! Schliesslich hatte man sich in der ernst zu nehmenden Freizeitbeschäftigung schon einen seriösen Ruf erarbeitet, der – auch gegenüber den Schweizerischen Bundesbahnen – keinesfalls mit einem derart unseriösen Vereinsnamen preisgegeben werden sollte. So einigte man sich schliesslich auf den Namen „Eisenbahn- und Modellbau- Freunde St. Gallen (EMF)“, welcher treffend ausdrückt, dass sowohl das grosse Vorbild als auch seine Nachbildung im Modell den Verein gleichermassen beschäftigen sollen und auch heute immer noch Inhalt des Vereinslebens sind.
Als Vereinslogo wurde eine Abbildung der ersten Generation der Schmalspur-Zahnrad-Lokomotiven HG 2/3 (System Klose) der Appenzeller Strassenbahn gewählt. Dies wohl aus lokalem Bezug heraus, weil einerseits diese Bahn in der Stadt St. Gallen ihren Ausgangspunkt hatte und sie andererseits mit der Betriebsnummer 4 auch eine Lok mit dem Namen „St. Gallen“ besass. Zum Zeitpunkt der Vereinsgründung war die nunmehr SGA (St. Gallen – Gais – Appenzell) genannte Bahn allerdings schon einige Jahre auf elektrischen Betrieb umgestellt und besagte Dampflok ausrangiert worden. Das Vereinslogo aber ziert noch heute die EMF-Drucksachen und -Beschriftungen.
Das erste Jahrzehnt
Schon im März 1939, also wenige Monate nach der Klubgründung, führten persönliche Differenzen und Rivalitäten zum Austritt einiger Mitglieder und zur Gründung eines Konkurrenz-Klubs unter der Leitung des Herrn Obermayr. Die Stadt St. Gallen hatte also eine Zeit lang – fast schon grossstädtisch anmutend – zwei Vereine, was natürlich für die Entwicklung der EMF nicht sehr förderlich war. Nicht zuletzt die ideelle Unterstützung durch den Berner Klub liess die EMF nach einigen Jahren diesen Konkurrenzkampf gewinnen.
Man hatte den Verein in einer politisch schwierigen Zeit gegründet und musste ihn nun erst einmal etablieren. Doch es bildeten sich auch in St. Gallen im noch jungen Klub bereits einzelne Splittergruppen, die phasenweise mehr gegeneinander als miteinander arbeiteten. Erst als Dr. Otto Werder 1942 – mitten in der Aktivdienstzeit des Zweiten Weltkrieges als Offizier – die Geschicke des Vereins als Präsident übernahm, kehrte wieder Ruhe ein. Er verstand es, durch seine besonnene Art die Mitglieder wieder zu einen und den Verein in ein ruhigeres Fahrwasser zu bringen. Nachdem er bereits als Gründungsmitglied das Amt des Aktuars bekleidete, war er von 1942 bis 1956 langjähriger und verdienter Präsident der EMF St. Gallen.
Bei den EMF stagnierte die Mitgliederzahl lange Zeit bei ungefähr zwanzig. Nach dem zahlenmässig fulminanten Start schien es vorerst keine Möglichkeit mehr zu geben, viele weitere Interessenten für den Verein zu werben. Es ist auch verständlich, dass in den Kriegsjahren andere Dinge Vorrang hatten vor dem Gedanken an die (mit Kosten verbundene) Freizeitgestaltung. Kleine Ausstellungen im Verkehrsbüro und im Auskunftsbüro der SBB in St. Gallen machten zwar eine gewisse Werbung für das Hobby, hatten aber auf den Mitgliederbestand keine Auswirkung.
In den ersten Jahren standen Vorträge und Demonstrationen im Sinne einer Vermittlung von eisenbahntechnischem und modellbauerischem Grundwissen im Vordergrund. Auch Modellbau-Abende wurden in angemieteten Lokalen abgehalten, jedoch besass der Verein über Jahrzehnte keine eigene Anlage. Aber der junge Klub war trotz des kleinen Mitgliederbestandes ausserordentlich aktiv: bereits 1940 wurde eine kleine Ausstellung in einem Schaufenster des Verkehrsbüros abgehalten, 1941 im Auskunftsbüro des Hauptbahnhofes St. Gallen. 1943 folgte die Beteiligung an der grossen „Berner Modellbau-Ausstellung“, 1947 der Bau der Spur 0-Ausbildungsanlage an der alten Verkehrsschule St. Gallen im Auftrag der SBB. Hier wurden über 4000 angehende Stationsbeamte in der Bedienung der Originalstellwerke und in der Anwendung des Fahrdienstreglements geschult.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich die Situation: 1945 konnte eine EMF-Schaufensterausstellung beim OLMA-Haupteingang, wo praktisch jeder Besucher vorbeigehen musste, eingerichtet werden. Ausserdem löste sich der erwähnte Konkurrenzklub – nach gescheiterten Fusionsverhandlungen mit den EMF – wieder auf. 1947, im Jubiläumsjahr „100 Jahre Schweizer Bahnen“, nahm man an der St. Galler Jubiläumsausstellung in der Tonhalle teil. So stieg die allgemeine Bahnbegeisterung, und der Klub konnte starken Zuwachs bei der Mitgliederzahl verzeichnen; sie stieg von 1945 bis 1949 von 25 auf stattliche 73 Mitglieder an! 45 davon wohnten in der Stadt St. Gallen, eines in der damaligen Tschechoslowakei und eines gar in den USA. Von der „Traube“ verlegte man wegen Platzmangels (!) die Zusammenkünfte zuerst ins „Weisse Kreuz“ und 1948 dann für viele Jahrzehnte ins Restaurant „Dufour“ neben dem Bahnhof. – Wie schön wäre es doch, wenn die Vereine heutzutage dieses Luxusproblem wieder hätten!
1949 folgte dann die grosse 10-Jahre-EMF-Jubiläums-Ausstellung in der Turnhalle des Bürgli-Schulhauses während der OLMA und in nächster Nähe des Jahrmarktes, mit einer eigens für diesen Anlass erbauten etwa 12 mal 10 Meter grossen Spur 0-Anlage in Normal- und Schmalspur. Man wollte nicht wie bisher nur Modelle statisch ausstellen, sondern dem Publikum die Züge im Betrieb präsentieren. Dabei wurde ein fünfgleisiger SBB-Durchgangsbahnhof mit einer Doppelspur-Strecke in Rundum-Form betrieben, selbstverständlich ausschliesslich mit Eigenbau-Modellen, die denjenigen der damals erhältlichen Industriemarken in Bezug auf Vorbildtreue um Längen voraus waren. 5 Lokomotiven mit Dutzenden von Wagen befuhren die Gleise. Auch war es Ehrensache, eine vorbildgetreu erbaute und stromführende Oberleitung anstelle der damals üblichen Mittelschiene einzurichten. Auch alle Schienen und Weichen waren in monatelanger Vorarbeit im Eigenbau entstanden, ebenso das Stellwerk mit Fahrstrassenverriegelung, Signalrückmeldung und Ansteuerung von Halteabschnitten. Etwa 60 cm höher oben drehte eine weitere Bahn ihre Runden, und eine Pionierrolle darf man den damaligen EMF-Mitgliedern hier bestimmt zuschreiben: bereits damals wurden nämlich auch Modelle der Rhätischen Bahn in Schmalspur gezeigt, die einzelne Klubmitglieder selber erbaut hatten – eine Entwicklung, die in der Modellbahnindustrie erst Jahrzehnte später einsetzte. Einzelne dieser auf H0-Spur unter Verwendung von Trix-Express-Bauteilen fahrenden Holzmodelle (für die Spur 0-Anlage, also etwa im Massstab 1:62) existieren noch heute und werden auch an der aktuellen Jubiläumsausstellung im November gezeigt. Diverse Gegenstände aus dem Modellbau, aber auch vom Original – von der SBB zur Verfügung gestellt – rundeten die Schau ab. Die Anlage selber wurde nach Ende der Ausstellung wieder abgebrochen und existiert – mit Ausnahme des 2 Meter langen und einen Meter hohen Landwasser-Viadukts der RhB – nur noch auf Fotos. Wer ganz alte Eisenbahn-Amateur-Ausgaben sein Eigen nennt, kann in der Nummer 3/1949 (damals gar als „Sondernummer 10 Jahre EMF“ bezeichnet!) einiges zu den Themen „10 Jahre EMF“, „SGA“ und „Alte Verkehrsschul-Ausbildungsanlage“ nachlesen. In Ausgabe 1/1951 findet sich im Weiteren ein Rückblick auf die 10-Jahre-Jubiläums-Ausstellung mit der beschriebenen Anlage. Die Ausstellung wurde ein grosser Erfolg und rückte den Verein und seine Beschäftigung wirkungsvoll in die Öffentlichkeit. Sie sorgte dadurch auch für einen Mitgliederzuwachs.
Zusammenfassend kann man sagen, dass das erste EMF-Jahrzehnt von einer Aufbruchsstimmung und manch schönem Erfolg, aber auch mancher Enttäuschung geprägt war. Letztendlich konnte sich der Klub aber zu einer festen Grösse in der schweizerischen Eisenbahn-Amateur-Szene etablieren.
Anschluss an den schweizerischen Dachverband SVEA
Im Jahr 1947 waren die EMF eines der Gründungsmitglieder des Dachverbandes SVEA (Schweizerischer Verband Eisenbahn-Amateur), der bis zum heutigen Tag in ehrenamtlicher Arbeit die beliebte Monatszeitschrift „Eisenbahn Amateur (EA)“ herausgibt. So ist denn auch im EMF-Mitgliederbeitrag das Abonnement für den EA inbegriffen, denn darin finden sich traditionellerweise auch jeden Monat unsere Klubnachrichten mit dem Vereinsprogramm.
Auch Kontakte unter den einzelnen Vereinen und deren Vorständen in der ganzen Schweiz, namentlich in unserer Region, werden unter dem Dach des SVEA freundschaftlich gepflegt und tragen zum Erfahrungsaustausch bei. Der Dachverband setzt sich auch immer wieder für die gesamthaften Interessen unseres Hobbys ein, dort wo die einzelnen Klubs aufgrund ihrer lokalen Ansiedelung zu wenig Gewicht hätten.






Einige Fotos der SBB-Ausbildungsanlagen von 1947 (Spur 0; Foto 1) und 1964 (Spur H0; Fotos 2-6), die von Mitgliedern der EMF St. Gallen zusammen mit den SBB-Fachdiensten aufgebaut und unterhalten wurden.
Die weitere Entwicklung
Nach dem Bau der schon erwähnten SBB-Ausbildungsanlage 1947 an der alten Verkehrsschule in St. Gallen (an der Rosenbergstrasse beim Hauptbahnhof) wurde der Verein auch wieder zum Bau der Nachfolge-Anlage in Spur H0 an der neuen Verkehrsschule (an der Notkerstrasse im Museumsquartier) angefragt. Selbstverständlich sagte man auch hier wieder zu – ein Auftrag von so hoher Stelle war für einen Hobby-Verein Ehrensache! So bauten 1964 wiederum fleissige und fachlich versierte EMF-Mitglieder diese neue Anlage, wobei sie für den Modellbahn-Teil zuständig waren und einerseits Industriematerial, andererseits aber auch Eigenbauten verwendeten. So waren z.B. alle Fahrleitungsmasten und -Joche der Eigenbau eines Mitglieds, da es damals im Handel noch keine stabilen und vorbildentsprechenden Fahrleitungskomponenten gab. Auch diverse spezielle Tageslichtsignale wurden aus Industriekomponenten umgebaut. Der Gleisbau verlangte ebenso nach vielen Eigenleistungen, war doch die Langlebigkeit und Betriebssicherheit oberstes Gebot. So wurden viele Weichen selbst erstellt, unter anderem eine im Bogen liegende Doppelte Gleisverbindung («Hosenträger»)! Die Stellwerktechnik mit sechs verschiedenen Typen von Originalstellwerken, an denen man das angehende Stationspersonal ausbildete, wurde durch die SBB-Fachdienste, namentlich dem Stellwerkdienst St. Gallen erstellt. Im Gegenzug wurde vereinbart, dass die EMF einmal pro Monat die Anlage einen Abend lang für Vereinszwecke benutzen konnten, und so wurden jahrzehntelang die „Betriebsabende“ an den originalen Stellwerken und mit selbst entworfenen Fahrplänen nach Modell-Uhrzeit abgehalten. Das Simulieren von Stellwerkstörungen überliess man dabei zumeist lieber den SBB-Ausbildungsklassen, war man doch als Laie froh, die Stellwerke im Normalbetrieb einigermassen fehlerfrei bedienen zu können. 1979/80 erfuhr die Anlage einen grösseren Umbau mit teilweiser Streckenverlängerung und Einbau eines Domino 67-Stellwerks, der wiederum unter EMF-Beteiligung ausgeführt wurde. Anfang der neunziger Jahre erreichte die Anlage ihre höchste Auslastung von bis zu 2154 Betriebsstunden pro Jahr und funktionierte dabei immer sehr zuverlässig. An Rollmaterial wurde eingesetzt, was von der Modellbahn-Industrie erhältlich war, teilweise mit Anpassungen für den Dauerbetrieb. Jahrzehntelang wurden die Triebfahrzeuge mit der ZIMO-Digitalsteuerung betrieben.
Im Herbst 1975 beteiligten sich die EMF an einer grossen Hobby-Ausstellung in einer OLMA-Halle, die einen Schub bei der Mitgliederzahl auslöste. Für kurze Zeit wurde gar die Marke von 100 Mitgliedern überschritten. Die Zeit der 70er- und 80er- Jahre kann denn auch, auf die Mitgliederzahlen bezogen, als Höhepunkt in der Vereinsgeschichte bezeichnet werden.
In den 1980er-Jahren befasste man sich mit dem grossen Vorbild und es halfen einige EMF-Mitglieder bei der Restaurierung von Originalfahrzeugen mit. Zusammen mit den Frauenfelder Eisenbahn-Amateuren FEA wurde der Zahnrad-Triebwagen der Altstätten-Gais-Bahn CFhe 3/3 3, der heute im Verkehrshaus steht, optisch wieder hergerichtet. Später wurde eine Zeit lang an der Restaurierung des historischen SBB-Gepäcktriebwagens De 4/4 1679 im Depot Rorschach mitgeholfen.
Das 50-Jahr-Jubiläum 1989 stand ganz im Zeichen des von Präsident Edi Isenring und den Mitgliedern Markus Löpfe und Peter Sax entwickelten „Modularen Anlage-Systems MAS 60“. Eine grosse H0-Anlage mit neu erstellten Modulen diverser Mitglieder und Gäste wurde in einer OLMA-Halle aufgebaut. Das Modulsystem MAS 60 hat sich heute – auch in anderen Spurweiten – zu einem der wichtigsten in der Schweiz entwickelt und längst Aufnahme in die Europäische NEM-Normensammlung gefunden. Immer wieder treffen sich Modellbahner mit ihren einzelnen Modulen, um daraus eine grosse Anlage aufzubauen und für eine Ausstellungsdauer zu betreiben. Die Idee zur EMF-Jubiläumsausstellung 1989 übernahm die OLMA-Messeleitung und entwickelte stattdessen daraus die erste grosse Modellbau-Messe MOBAUTECH in den OLMA-Hallen in St. Gallen, die danach noch mehrmals erfolgreich durchgeführt wurde, heute aber leider bereits wieder Geschichte ist.
1994 und 1996 beteiligten sich die EMF wieder an der MOBAUTECH mit eigenen Modulanlagen oder als Teil von grossen Anlagen mit weiteren Gästen. Dabei wurde auch schon mal eine ganze OLMA-Halle mit Modulen gefüllt (am gleichen Ort, an dem heute die Gläser gefüllt werden…).
Im Jahre 1999 schliesslich fand zum 60-Jahr-Jubiläum wieder eine grosse Ausstellung in eigener Regie statt: Im Spelterini-Schulhaus, unweit des Austragungsortes der 10-Jahr-Ausstellung, wurde mit eigener Modulanlage, Ausstellungsstücken, einer Beiz und verschiedenen Gästen – einige davon brachten ihre Anlage gar aus Holland mit (!) – ein recht grosser Querschnitt durch das Modellbahnhobby gezeigt. Aus dem erwirtschafteten Gewinn der Festwirtschaft konnten jahrelang Anschaffungen für das Klublokal und die Eisenbahnanlage ausserhalb der ordentlichen Jahresrechnung getätigt werden. Eine Broschüre wurde gestaltet, und im EA 9/1999 erschien ein Artikel über das EMF-Jubiläum.
Auf der SBB-eigenen Ausbildungsanlage im Kellergeschoss der Verkehrsschule St. Gallen genoss der Verein ein jahrzehntelanges Gastrecht, hielt eigene Fahrabende ab und besorgte im Gegenzug den modellbahntechnischen Unterhalt, der namentlich von EMF-Mitglied Armand Wilhelmi viele Jahre lang sichergestellt wurde. Auch viele Besuche befreundeter Vereine durften wir registrieren und sie – als Zuschauer oder Mitwirkende – mit dieser einzigartigen Modelleisenbahn vertraut machen. Leider war die Anlage trotz gutem Unterhalt technisch immer mehr veraltet und entsprach nicht mehr den geforderten Ausbildungs-Bedingungen. Neue Ausbildungskonzepte und Lehrberufe bei den SBB sowie der Raumbedarf der Hausherrin, der nunmehrigen Kantonsschule am Brühl, taten ihr übriges. So wurde am 19. Februar 2001 der letzte Zug abgefertigt und es mussten wiederum Vereinsmitglieder der EMF die Anlage schweren Herzens abbrechen, nachdem sie 37 Jahre lang bis zum letzten Betriebstag zuverlässig ihren Dienst erfüllt hatte. Einzelne Gegenstände und Stellwerke konnten gerettet werden und zieren heute das Vereinslokal. Vor dem Abbau wurde im Auftrag der EMF noch ein Film in professioneller Qualität gedreht, um der Anlage ein bleibendes Denkmal zu setzen. In der Zeitschrift LOKI 7-8/2002 ist eine umfangreiche Beschreibung der Anlage nachzulesen.
Während vieler Jahre traf man sich zu den Monatsversammlungen mit Bild- oder technischen Vorträgen in den damaligen SBB-Schulräumen in den Obergeschossen des St. Galler Hauptbahnhofes. Standesgemäss sorgte natürlich das Bahnhofbuffett für die Bewirtung. Auch die Vereinsbibliothek war hier untergebracht, in unmittelbarer Nähe zum prunkvollen Sitzungssaal der ehemaligen Kreisdirektion IV.
Als absehbar wurde, dass für den Umbau zur Migros-Klubschule diese Räumlichkeiten benötigt wurden, konnte die damalige Präsidentin Helga Schawalder-Werder in der Nähe des Bahnhofes St. Fiden eine Bleibe für die nächsten Jahre finden. Dies hatte sich auf dem Gebiet der Stadt St. Gallen als sehr schwieriges Unterfangen erwiesen, bekamen wir doch fast immer nur Absagen auf unsere Anfragen bei Schulen, Behörden und Firmen. Ein Sitzungszimmer und ein Kellerraum mit Platz für die Bibliothek, sowie das auf eigene Rechnung geführte „Schwelle-Beizli“ fungierten nun als Klublokal. Ein paar Jahre später wurde nach dem Abbau der Verkehrsschulbahn der Wunsch nach mehr Platz im Lokal – unter anderem auch für eine permanente Modulanlage – wach. Glücklicherweise fanden wir auch hier wieder eine Lösung in Form des Raumes, den wir heute im ehemaligen Zollgebäude des Güterbahnhofs St. Gallen zu finanziell tragbaren Konditionen gemietet haben. Mittelfristig werden wir auch hier wieder ausziehen müssen, wenn dereinst eine Überbauung auf dem Gelände realisiert wird.
Zum 70. Geburtstag 2009 luden die EMF – nun etwas bescheidener als zuvor – zum Tag der offenen Türe im Klublokal, welches 2001, nach Aufgabe der Verkehrsschulanlage, bezogen werden konnte. So konnten viele St. Galler sich wieder einmal ein Bild von unserem Verein und unserem Hobby machen und sehen, dass der Abbau der SBB-Anlage nicht das Ende der EMF bedeutet hatte. Seither sind einige Tage der offenen Türe abgehalten worden, meist im thematischen Zusammenhang mit dem «Internationalen Tag der Modelleisenbahn» am 2. Dezember.
Die EMF heute
Neben den modellbauerischen Tätigkeiten fanden und finden natürlich auch immer monatliche Versammlungen statt. Diese sind fast immer dem Vorbild gewidmet, da auch dieses Interessengebiet bei uns eine grosse Anhängerschar hat. Dabei werden Dias, Filme und ähnliches in Vorträgen gezeigt, Exkursionen organisiert und zum Teil mehrtägige Reisen gemacht. So kommt jeder Teilbereich des Hobbys zum Zug, und jedes Mitglied kann sich nach seinen Interessen am Klubleben beteiligen.
Seit dem Abbau der SBB-Ausbildungsanlage haben wir im angemieteten Klublokal unsere MAS60-Module zu einer H0-Anlage aufgebaut. 2001 konnten wir diesen Raum im Güterbahnhofareal in St. Gallen beziehen und haben damit erstmals in der Vereinsgeschichte eine eigene, permanent aufgestellte Modellbahnanlage. Auch das Thema „Schmalspur – H0m“ ist seit einigen Jahren wieder auf dem Vormarsch und hat seinen gebührenden Platz erhalten, ganz im Sinne unserer Gründergeneration, die damals dieses Thema schon in unseren Modellbau eingeführt hatte. Teile dieser Anlage werden auch hin und wieder temporär zu Ausstellungen mitgenommen – dank der modularen Bauweise ist dies kein Problem. So präsentierten wir auch an der Jubiläumsausstellung in November 2014 einen Teil unserer Module in einer MAS60-Anlage ausserhalb unserer «eigenen» vier Wände. Danach wurden sie im Klublokal wieder in die bestehende Anlage integriert. Zu dieser wiederum etwas grösseren Ausstellung mit Gästen konnte viel interessiertes Publikum begrüsst werden, und im EA 11/2014 konnte – nebst anderen St. Galler Themen – auch wieder ein Artikel über unseren Verein publiziert werden.
Die Modulanlage wird nebst dem „Schwelle-Beizli“ und der umfangreichen Klub-Bibliothek betrieben und ständig um- und ausgebaut. Mehrere Anlässe pro Monat bieten den Mitgliedern die gemeinsame Beschäftigung mit dem Hobby, den Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten und die Pflege der im Laufe der Zeit entstandenen Freundschaften. Dabei können sowohl die „Modellbähnler“ zu den Bau- und Fahrabenden als auch die „Grosstraktiönler“ zu den Vorträgen kommen. Und ein Teil von ihnen findet sich auch regelmässig zu beidem ein.
Zur Zeit zählen wir rund 60 Mitglieder, wovon etwa ein Drittel regelmässig an den Vereinsanlässen teilnimmt. Auch der Zugang zur Bibliothek mit umfangreichen Sammlungen von (zum Teil historischen) Sachbüchern, Zeitschriften und Filmen steht allen Mitgliedern offen. Manch interessanter Tipp, dauerhafte Zusammenarbeit oder gar langjährige Freundschaft hat sich schon aus dem Klubleben heraus entwickelt. Auch die Kontakte der „Aktiven“ mit anderen Vereinen bereichern immer wieder das Klubleben und sorgen für gegenseitigen Austausch. Als jüngstes „Kind“ ist der Internet-Auftritt zu nennen, damit sich die Mitglieder noch einfacher informieren und Interessenten erste Eindrücke vom Verein gewinnen können. Unter www.emf-sg.ch finden sich weitere Infos und Kontaktmöglichkeiten.
Zum Schluss sollen auch noch zwei andere Vereine in St. Gallen kurz angesprochen werden, die sich mit dem Thema Modelleisenbahn beschäftig(t)en. Der «Club der LGB-Freunde St. Gallen» betrieb in der Freizeitanlage des Restaurants «Schiltacker» am Stadtrand und in freier Natur jahrelang eine sehr bekannte LGB-Gartenbahn-Aussenanlage. Leider wurde der Verein vor einigen Jahren aufgelöst. Und der «Modelleisenbahn-Club St. Gallen» hat eine Anlage in Spur 0 auf dem Dachboden des SBB-Bahnhofgebäudes von St. Fiden aufgebaut.
Auch unser Verein hat Konkurrenz durch die immer breiter werdenden Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und die bequemeren Beschäftigungen zuhause an Bildschirmen diverser Grössen, vor allem bei der Jugend. Doch nach wie vor bietet unser Hobby ein ausserordentlich breites Spektrum an Betätigungsmöglichkeiten: Literatur, Reisen, Filmen, Fotografieren, Recherchieren, Planen, Bauen, Basteln (hier darf es nun bewusst so genannt werden…), Tüfteln, Elektrik, Elektronik, Handwerk, Gestaltung, Sammeln, und so weiter. Gerne teilen wir diese Tätigkeiten auch mit Ihnen. Besuchen Sie uns unverbindlich. Wir freuen uns auf Sie.
Quellen: Aufsätze zum 10-Jahr-Jubiläum EMF, Eisenbahn-Amateur Jg. 1949 und 1951, Dr. Otto Werder / Jubiläumsschrift 60 Jahre EMF, Dr. Hansjörg Werder / Jahresberichte Archiv EMF / Mündliche Überlieferungen E.G. Isenring / Jubiläumstext 70 Jahre EMF, Markus Schawalder

Die Präsidenten der Eisenbahn- und Modellbau- Freunde St. Gallen:
Ernst Schucan 1939 – 1942
Dr. Otto Werder 1942 – 1957
Walter Biegger 1957 – 1969
Edi Isenring 1969 – 1990
Walter Schögl 1990 – 1992
Markus Grünenfelder 1992 – 1996
Helga Schawalder-Werder 1996 – 2006
Markus Schawalder seit 2006