Die Situation vor der Vereinsgründung

Die Anfänge dieses Hobbys verliefen in den 1930er Jahren überall gleich: da waren Männer, die am Bahnhof standen und sich für die Grosstraktion begeisterten, die zuhause im Keller an möglichst massstabsgetreuen Modellen bastelten und die all dies heimlich taten, da zu dieser Zeit eine Modellbahn als Kinderspielzeug und nicht als ernsthafte Männerbeschäftigung galt. Doch diese Gleichgesinnten trafen irgendwann zusammen, und um 1937 fuhren mehrere St. Galler regelmässig nach Zürich, wo bereits (nebst Basel und Bern) ein Verein für Eisenbahnfreunde existierte.

Bald wurde der Wunsch nach einem eigenen Verein in St. Gallen wach. Es fanden zuerst einmal Zusammenkünfte statt, und als die Zahl der Interessenten um 1938 einen Bestand von über zwanzig erreicht hatte, hielt man den Zeitpunkt für gekommen, sich von Zürich zu lösen und auf eigenen Beinen zu stehen.

Die Gründung der Eisenbahn und Modellbau Freunde St.Gallen

Am 9. Januar 1939 wurde im Restaurant „Traube“ in St. Gallen die Gründungsversammlung abgehalten und als erster Präsident Ernst Schucan gewählt.

Für Diskussionen sorgte die Namensgebung, da man ursprünglich den Verein „Eisenbahn-Bastler-Klub“ nennen wollte, was allerdings zu wenig ernsthaft tönte und Proteste aus Bern auslöste (der dort ansässige Verein brachte eine Klubzeitung heraus, der sich auch die St. Galler anschliessen wollten). So einigte man sich schliesslich auf den Namen „Eisenbahn- und Modellbau- Freunde St. Gallen“.

Das erste Jahrzehnt

Schon im März 1939 führten persönliche Differenzen zum Austritt einiger Mitglieder und zur Gründung eines Konkurrenz-Klubs. Lange Zeit stagnierte die Mitgliederzahl bei zwanzig. Kleine Ausstellungen im Verkehrsbüro und im Auskunftsbüro der SBB in St. Gallen machten Werbung für das Hobby, kamen aber offenbar mehr der Konkurrenz zugute.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich die Situation: 1945, nach einer Schaufensterausstellung beim OLMA-Haupteingang und 1947, im Bahnjubiläumsjahr, stieg die Bahnbegeisterung und der Klub konnte starken Zuwachs bei der Mitgliederzahl verzeichnen; sie stieg von 1945 bis 1949 von 25 auf 73 Mitglieder an! Von der „Traube“ verlegte man wegen Platzmangels die Zusammenkünfte zuerst ins „Weisse Kreuz“  und 1948 dann für viele Jahrzehnte ins Restaurant „Dufour“ neben dem Bahnhof.

In den ersten Jahren war der junge Klub sehr aktiv: 1943 Beteiligung an der grossen „Berner Modellbau-Ausstellung“,  1947 Bau der Ausbildungsanlage an der Verkehrsschule

St. Gallen im Auftrag der SBB, 1949 10-Jahr-Jubiläums-ausstellung in der Turnhalle des Bürgli-Schulhauses während der OLMA mit eigens erbauter grosser Spur 0 – Anlage. Bereits damals wurden Modelle der Rhätischen Bahn in Schmalspur gezeigt, die einzelne Klubmitglieder selber erbaut hatten – eine Entwicklung, die in der Modellbahnindustrie erst Jahrzehnte später einsetzte.

1947 waren die EMF Gründungsmitglied des Dachverbandes SVEA (Schweizerischer Verband Eisenbahn-Amateur), der die Monatszeitschrift „Eisenbahn-Amateur“ herausgibt. 

Die weitere Entwicklung

Nach dem Bau der schon erwähnten SBB-Ausbildungsanlage an der alten Verkehrsschule in St. Gallen wurde der Verein auch zum Bau der Nachfolge-Anlage in Spur HO an der neuen Verkehrsschule wieder angefragt. 1964 bauten wiederum fleissige EMF-Mitglieder diese neue Anlage, wobei sie für den Modellbahn-Teil zuständig waren. Die Stellwerktechnik, an der man das angehende Stations-personal ausbildete, wurde durch die SBB-Fachdienste erstellt. Auf dieser SBB-eigenen Anlage genoss der Verein bis zum Abbruch im Jahr 2001 Gastrecht, hielt eigene Fahrabende (mit Fahrplan, Uhr und originaler Stellwerkbedienung) ab und besorgte den Unterhalt bis zum letzten Tag.

Im Herbst 1975 beteiligten sich die EMF an einer grossen Hobby-Ausstellung in einer OLMA-Halle, die einen Schub bei der Mitgliederzahl auslöste. Für kurze Zeit wurde gar die Marke von 100 Mitgliedern überschritten.

EMF und das MAS60 – Modulsystem

Das 50-Jahr-Jubiläum 1989 stand im Zeichen des vom damaligen EMF-Präsidenten Eduard Isenring entwickelten „Modularen Anlage-System MAS 60“, welches heute in der ganzen Schweiz zahlreich angewendet wird und als eigentliche Modulnorm gilt. Eine grosse H0-Anlage mit Modulen diverser Mitglieder und Gäste wurde in einer OLMA-Halle aufgebaut. Aus der EMF-Ausstellungs-Idee entstand die Modellbau-Messe MOBAUTECH, die heute aber leider bereits wieder Geschichte ist.

1994 und 1996 beteiligten sich die EMF wieder an der MOBAUTECH mit eigenen Modulanlagen oder als Teil von grossen Anlagen mit weiteren Gästen.

Im Jahre 1999 schliesslich fand zum 60-Jahr-Jubiläum wieder eine grosse eigene Ausstellung statt: im Spelterini-Schulhaus, unweit des Austragungsortes der 10-Jahr-Ausstellung, wurde mit eigener Modulanlage, Ausstellungsstücken, einer Beiz und verschiedenen Gästen ein recht grosser Querschnitt durch das Modellbahnhobby gezeigt. Nach einem kleineren Tag der offenen Türe 2009 findet zum 75-Jahr-Jubiläum 2014 wieder eine grössere Ausstellung statt, an der ein Querschnitt durch unser Hobby und die Klubgeschichte in St. Gallen gezeigt werden mit mehreren Modell- und Modulanlagen in verschiedenen Nenngrössen, Ausstellungen, Beizli und weiteren Attraktionen.

Der EMF heute

Neben den modellbauerischen Tätigkeiten fanden und finden natürlich auch immer monatliche Versammlungen mit Vorträgen statt. Dabei werden Fotos, Filme und ähnliches gezeigt, Exkursionen organisiert und zum Teil mehrtägige Reisen gemacht.  So kommt jeder Teilbereich des Hobbys zum Zug, und jedes Mitglied beteiligt sich nach seinen Interessen am Klubleben, sei es im Modell- oder Vorbildbereich.

 

Seit dem Abbau der SBB-Ausbildungsanlage haben wir in einem angemieteten Klublokal unsere MAS60-Module zu einer HO-Anlage aufgebaut. Diese wird nebst dem „Schwelle-Beizli“ und der umfangreichen Klub-Bibliothek betrieben. Mehrere Anlässe pro Monat bieten den Mitgliedern die gemeinsame Beschäftigung mit dem Hobby, den Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten und die Pflege der im Laufe der Zeit entstandenen Freundschaften.

 

Da wir im Güterbahnhof nur auf Zeit bleiben können, suchen wir in der Stadt St. Gallen ein neues und bezahlbares Klublokal. Für Hinweise sind wir sehr dankbar!

Auch unser Verein hat Konkurrenz durch die immer breiter werdenden Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Doch nach wie vor bietet unser Hobby ein ausserordentlich breites Spektrum an Betätigungsmöglichkeiten: Literatur, Reisen, Filmen, Fotografieren, Planen, Bauen, Basteln, Elektrik, Elektronik, Handwerk, Sammeln, sind nur einige Teilbereiche. Gerne teilen wir diese Tätigkeiten auch mit Ihnen. Besuchen Sie uns unverbindlich. Wir freuen uns auf Sie.

Markus Schawalder

Präsident Eisenbahn- und Modellbau- Freunde St. Gallen

 

Quellen: Jubiläumsschrift 60 Jahre EMF, Dr. Hansjörg Werder  /  Jahresberichte Archiv EMF /  Jubiläumstext 70 Jahre EMF.  © EMF 2013